Die Katholische Arbeitnehmerbewegung Diözesanverband München und Freising e.V. hatte sich zusammen mit der katholischen Männerseelsorge in der Diözese München und Freising ein ambitioniertes Ziel gesetzt. Eine Gruppe von Männern hatte sich im Rahmen der verbandlichen Männerarbeit das Ziel gesetzt zusammen etwas gutes zu tun. Es wurde nach einem Projekt, einer Idee gesucht. Einen Kindergarten streichen, Reparaturarbeiten in Wohnungen von Bedürftigen, gebrauchte Computer für Schulen in ärmeren Ländern sammeln, konfigurieren und verschicken, viele gute Ideen wurden diskutiert, aus verschiedenen Gründen wieder verworfen bis sich auch aus der Flüchtlingsarbeit der KAB heraus die Idee immer mehr manifestierte, etwas für die Menschen, welche in den Herkunftsländern der Flüchtlinge verblieben sind zu tun. Schnell wurde das Land Syrien in den Fokus genommen, nach mehreren Gesprächen mit Menschen aus Syrien war der Beschluss gefasst, wir unterstützen in vielen Teilen zerstörte Gesundheitswesen, wir besorgen einen ausrangierten Rettungswagen, machen ihn wieder einsatzfähigt und verbringen ihn nach Syrien. Die Stadt Sadad, ein kleines Regionalzentrum mit derzeit ca. 12 000 Einwohnern und einigen Dörfern in ihrem Umkreis wurde als besonders bedürftig ausgemacht. Kontakte zur Diözese Homs der syrisch-orthodoxen Kirche wurden geknüpft. Der Johanniter-Bezirksverband München stellte zu einem vergünstigten Preis einen ausgemusterten Krankentransportwagen zur Verfügung. Das Berufsbildungswerk St. Zeno in Kirchseeon stellte Stellplätze und eine Werkstatt zur Verfügung. Das Projekt konnte. beginnen.
Nachdem das Fahrzeug abgeholt werden konnte und ins Berufsbildungswerk verbracht wurde, sprachen uns vor Ort neugierige Auszubildenen aber auch Ausblidern und anderen Mitarbeitern der Einrichtung auf das Fahrzeug an. Mit der Folge das sich die gesamte Metallausbildungsgruppe und andere Gewerke des Berufsbildungswerkes mit in das Projekt einbrachten. Ein guter Anfang war gemacht.
Die Arbeiten schritten voran, Beschädigungen wurden repariert, das Fahrzeug vom Stand eines Krankentransportfahrzeuges zu einem Rettungswagen umgerüstet, eine offizielle Übergabefeier mit Vertretern der Johannitern, der KAB, des BBW´s und der syrisch-orthodoxen Kirche fand statt. Dann geschah vorerst nichts mehr. Über die Kontakte zur Diözese Homs kam vorerst keine Einfuhr zustande.
Ab diesem Zeitpunkt übernahm die IGOC e.V. die Verbringung. Das Fahrzeug wurde auch mit Unterstützung der IGOC e.V. weiter aufgerüstet, ein Kontakt zum Patriarch der syrisch-orthodoxen Kirchen seiner Heiligkeit Ignatius Ephräm II. Karim wurde vermittelt und im Februar 2019 fand mit ihm ein Gespräch am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz statt, in welchem er versprach für eine sichere Einfuhr des Fahrzeuges zu sorgen und in welchem er uns auch dazu einlud, dass Fahrzeug vor Ort zu übergeben. Wenige Wochen später erhielten wir das Schreiben mit der Einfuhrgenehmigung.
Eine Verbrinung per Container und Schiff wurde organisiert, die Reise zur Übergabe vorbereitet. Dieser schlossen sich neben Vertretern der IGOC e.V. , der KAB, des vatikanischen Beauftragten für Ostkirchen des Bistum Passaus auch ein Fernsehteam der Bayrischen Rundfunks an, welches die Übergabe des Fahrzeugs vor Ort auch in einem Bericht über die Christen Syriens einbinden wollte.
Am 6. Oktober 2019 war es dann so weit, die beteiligten fanden sich in einem Flugzeug nach Beirut wieder.
Die Reise war beeindruckend, aus dieser Reise erwuchsen weitere konkrete Hilfsprojekte doch an dieser Stelle will ich weiter über unser Projekt mit dem Rettungswagen berichten.
Nach Besuchen bei diversen Hilfsprojekten, in Klöstern und Wallfahrtsorten, vielen Gesprächen mit den Menschen vor Ort war es am 10. Oktober endlich so weit. Wir befanden uns auf dem Weg nach Sadad. Vor den Toren Sadads, die nicht nur im Sprichwort existieren, warteten wir auf den Transporter mit dem Rettungswagen welchen wir dann vom Transporter übernahmen und ihn in einem kleinen Konvoi mit Sirenen und Blaulicht in die Stadt fuhren.
Der Empfang war überwältigend. Viele Einwohner der Stadt waren auf den Beinen, empfingen uns auf der zentralen Kreuzung Sadads, jubelten, bewarfen das Fahrzeug mit Reis und Konfetti, eine Pfadfinderkapelle spielte, als wir ausstiegen fielen uns viele Menschen um den Hals, nahmen uns in den Arm.
Nach all der Zeit des Leids, den Überfällen durch islamistische Milizen mit hunderten Toten, massiven Zerstörungen, nach den Zeiten der Entbehrung in einer zerstörten Stadt, war dieses Fahrzeug für die Menschen der Stadt wieder ein Funken Hoffnung. Es geht weiter, etwas kleines wird wieder besser, irgendjemand da draussen denkt noch an uns.
In einer Parade ging es dann mit den Bewohnern der Stadt zum Krankenhaus. Vertreter aus Kirchen, Kommunalpolitik und Gesundheitswesen erwarteten uns dort. Der Gründungsvorsitzende der IGOC e.V. Fuat Demir und das Vorstandsmitglied Rania Aboud versicherten der Bevölkerung vor Ort unsere Unterstützung in dieser Zeit und bedankten sich für den überaus herzlichen Empfang.
Auch im Krankenhaus hatten wir Gelegenheit Gespräche mit der leitenden Ärztin und den Kirchenvertretern zu führen, konnten die Räumlichkeiten besichtigen und waren vor allem von der Einsatzbereitschaft des örtlichen Personals fasziniert, welches oft mit einfachsten Mitteln die Kranken vor Ort versorgt.
Weitere Hilfe für das Krankenhaus ist notwendig. Die Klinik, welche für ein Gebiet zuständig ist, welches in Ausdehnung und Bevölkerung in etwa einem durchschnittlichen deutschen Landkreis entspricht benötigt dringend weitere Hilfe. Das einzige Röntgengerät ist nicht mehr funktionsfähig, die Entwicklermaschine zerstört, Filme auch nicht mehr vorhanden, hier muss dringend eine Ersatzlösung auf digitaler Basis installiert werden. Ein Ultraschallgerät fehlt seit den Überfällen der Islamisten, der OP-Tisch ist ein Provisorium, funktionsfähige Rollstühle, Pflegebetten, diverse Kleinmaterialen für Patienversorgung und Labor sind Mangelware.
Hier ist die IGOC e.V. mit ihren Unterstützern weiter gefragt. Helfen wir zusammen, den Menschen in der Stadt Sadad ein Mindestmaß an Gesundheitsversorgung zu garantieren. Helfen Sie uns, damit wir vor Ort helfen können.