Am Montag, den 24.09.2018 empfing die IGOC e.V. und die Syrisch-Orthodoxe Kirche Mor Philonixos von Mabug die Staatsministerin für Integration Anne Spiegel und den Integrationsbeauftragten der Landesregierung Herrn Miguel Vicente sowie als Ehrengast seine Eminenz Diözesan-Bischof Anba Michael der koptisch-orthodoxen Kirche für Süddeutschland. Neben vielen Gästen aus der Politik und den Kirchen (Landtagsabgeordnete Jens Guth, Stadtratsmitgliedern Timo Horst, Richard Grünewald, Serdar Uzatmas und Kurt Lauer, Dekan Harald Storch von der Evangelischen Kirche Worms-Wonnegau, Dr. Thomas Stubenrauch vom Bistum Speyer, Prior Ralf Sager vom Dominikaner-Kloster Worms, Integrationsbeauftragten der Stadt Worms und Mitglieder des Helfernetzwerks aus Worms ) war unter anderem auch der Oberbürgermeister der Stadt Worms Herr Michael Kissel anwesend.
Die Regierungsdelegation und die Ministerin sowie Bischof Anba Michael wurden im Kirchengebäude der Syrisch-Orthodoxen Kirche Mor Philoxinos von Mabug in Worms durch den Kinderkirchenchor herzlich empfangen. Die Kirche und der Pfarrer der Gemeinde Semun Kurt wurden danach vorgestellt und deren eindrucksvolle Integrationsleitung im Besonderen hervorgehoben.
Im Anschluss begann der Empfang im großen Gemeindesaal. Der 1. Vorsitzende der Internationalen Gesellschaft Orientalischer Christen (IGOC e.V.) Fuat Demir begrüßte zunächst sämtliche Gäste und insbesondere die Staatsministerin und seine Eminenz Bischof Anba Michael. Dann bedankte er sich für die bisher sehr gute Zusammenarbeit mit dem Ministerium und dem Oberbürgermeister der Stadt Worms. Er stellte die IGOC e.V vor, indem er ausdrücklich das demokratische, rechtsstaatliche und an den Grundrechten verankerte Menschenbild als gemeinsames Ziel sowohl gesellschaftlich wie auch politisch darstellte. Auf der Grundlage eines gleichberechtigten Geschlechterverständnisses von Mann und Frau sollten die Werte für die Integration von Menschen aus dem Orient gemeinsam erklärtes Ziel werden. Auf dieser Basis sollte frei von Vorurteilen und ohne rechtsfeindlichen Populismus an der Integration von Menschen mit Migrationshintergründen gemeinsam mit der Aufnahmegesellschaft, dem Staat und der Verwaltung perspektivisch erfolgreich gearbeitet werden. Ziel müsste es sein, in Frieden und gegenseitiger Achtung sowohl national als auch international zu leben.
Die Flüchtlinge waren dabei im Fokus der Veranstaltung insbesondere die, die von Abschiebung bedroht sind, so dass die koptisch-orthodoxe Familie Soliman die Gelegenheit hatte Ihren schwierigen Fall beispielhaft vorzutragen.
Dabei wurde der Koptisch-Orthodoxen Kirche die Möglichkeit eingeräumt, vertreten durch Prof. Fuat Ibrahim (emeritierter Geographieprofessor mit Lehrstuhl in Bayreuth) der als anerkannter Experte für die Situation der Kopten in Ägypten als auch in der Diaspora gilt, diese darzustellen. Erschreckend wurden dabei die terroristischen Angriffe auf Kopten und Gotteshäuser/Kirchen durch den islamistischen Terror in Bildern seit 2011 dokumentiert. Die Fluchtursachen wurden dabei beeindruckend skizziert und die soziale wie auch gesellschaftliche Lebenswirklichkeit seit dem Arabischen Frühling in Ägypten für die dort lebenden Christen aufgezeigt.
Es wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass wir von einer nahezu systematischen Verfolgung der Christen in Ägypten sprechen müssen. Viele Tote und zerstörte Kirchen, Geschäfte und Häuser der dort ansässigen Kopten wurden dabei gezeigt. Die Lebensumstände für Christen haben sich in den letzten 10 Jahren erheblich verschlechtert. Die Ägyptische Verfassung und die Scharia scheinen wohl den Christen keine vollständigen Grundrechte im eigentlichen Sinne einzuräumen. Dies ebnet den Weg zu massiven Menschenrechtsverletzungen. Sie fühlen sich dadurch als Menschen 2. Klasse vor dem Staat und im sozialen Leben – so die Ausführungen von Prof. Ibrahim.
Die Kopten seien daher auf die Hilfe des Westens und der restlichen Welt angewiesen und die Flucht sei die letzte Möglichkeit sich diesem Dilemma zu entziehen.
Danach hatte die Ministerin Gelegenheit Grußworte zu sprechen. Sie bedauerte sehr, auch im Nachgang zum Vortrag von Prof. Dr. Fuat Ibrahim, die Situation der Kopten und der anderen orientalischen Christen und lobte ausdrücklich die Migrationsleistung zum einen der Syrisch-Orthodoxen Kirche Mor Philoxinos von Mabug als auch der orientalischen Christen im Allgemeinen und versprach im Rahmen Ihrer Kompetenzen und Möglichkeiten in Kooperation mit den Anwesenden insbesondere auch der IGOC e.V. zu helfen. Die Entscheidungskompetenz lege aber letztendlich beim BAMF sowie beim Bund. Sie versicherte aber die Fälle der Kopten und anderer orientalischer Christen, die von Abschiebung bedroht seien, zu überprüfen; konnte aber hierzu keine Zusagen aussprechen. Sie dankte insbesondere der IGOC e.V. für Ihre völkerverständigende Arbeit und zeigte sich an einer kooperartiven Zusammenarbeit mit der IGOC und den Kirchen weiterhin sehr interessiert. Sie sagte unter anderem, dass die Demokratisierung die Integration der orientalischen Christen in Deutschland entscheidende Ziele sein müssten. Sie lobte die bisherige Zusammenarbeit und würdigte dabei das Engagement der IGOC e.V. und der Zivilgesellschaft, die sich um die Flüchtlinge in vorbildlicher Art und Weise bisher eingebracht haben. Es bleibe auch perspektivisch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe der Deutschen und auch des Staates daran erfolgreich mitzuwirken.
Im Anschluss an diese Rede wurde der Staatsministerin von Bischof Michael eine Ikone mit dem thronenden Christus sowie Cherubim und Seraphim sowie durch die 1. Vorsitzende der Syrisch-Orthodoxen Kirche Frau Zahura Cankades ein Blumenstrauß übergeben. Eine gemeinsame Petition der IGOC e.v. und Koptischen Kirche in Deutschland von mit Abschiebung bedrohten koptischen Flüchtlingen aus dem Raum Rheinland-Pfalz wurde der Ministerin mit der Bitte um Unterstützung übergeben. Es wurden gemeinsame Fotos gemacht und es kam zu guten Gesprächen zwischen den Teilnehmern.
Der ausdrückliche Dank für den Besuch der Staatsministerin, seiner Eminenz Bischof Anba Michael und allen anderen Teilnehmern wurde durch den 1. Vorsitzenden Fuat Demir ausgesprochen mit der Bitte auf eine kontinuierliche Weiterführung des Dialogs und der Kooperation mit dem Ministerium.